Letzte Woche war es in Reutlingen knackig kalt. Dass sich Kälte und Elektromobilität nicht immer vertragen, war eine Erfahrung die einige Busbetreiber in den letzten Tagen landauf, landab machen mussten.
Vielleicht hat es sich ja ausgezahlt, dass Mercedes seinen vollelektrischen Citaro am Polarkreis getestet hat. Auf jeden Fall kann die RSV nach der Frostperiode ein positives Fazit ziehen. Die Busse hatten bei den frostigen Bedingungen einen Energieverbrauch von durchschnittlich 1,425kWh/km. Ein Verbrauch, der für eine Reichweite von ca. 160 km ausreicht.
Die Reichweite ist auch der Tatsache geschuldet, dass die E-Busse der RSV mit Brennstoffheizungen ausgestattet sind. Das ist zwar nicht ganz emissionsfrei, wird aber durch den Einsatz von GTL-Fuel abgemildert. GTL Fuel ist ein synthetischer Dieselkraftstoff, der aus Erdgas gewonnen wird. Er verbrennt sauberer als herkömmlicher Dieselkraftstoff und hilft so, lokale Emissionen zu reduzieren. Die sind zudem überschaubar: Die Dieselheizung verbraucht vier Liter pro 100 Kilometer und zwar nur im Winter – zugleich sparen Elektrobusse aber nach Berechnungen des Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme das ganze Jahr über 40 bis 50 Liter Diesel pro 100 Kilometer für den Motor ein.
Das Entscheidende für einen zuverlässigen Einsatz der Elektrobus-Flotte ist jedoch ein zentrales Lademanagementsystem, das Fahrzeuge, Ladepunkte, Energieversorgung und betriebliche Informationssysteme auf geeignete Weise verknüpft.
Mit zunehmender Anzahl von Elektrobussen in der Flotte steigt der Koordinationsbedarf der Ladevorgänge. Denn in einem relativ kurzen Zeitfenster muss einer großen Anzahl von Fahrzeugen viel Energie zur Verfügung gestellt werden. Neben technischen und betrieblichen Anforderungen gilt es auch wirtschaftliche Aspekte zu berücksichtigen, um ein effizientes Laden der gesamten Flotte zu ermöglichen.
Dazu müssen wesentliche Bedingungen erfüllt werden:
- Die Busse müssen für ihren Einsatz pünktlich und wohltemperiert wieder zur Verfügung stehen
- Die Anschlussleistung muss für den Ladevorgang der gesamten Flotte ausreichen
- Für alle Fahrzeuge müssen Anschlüsse zur Verfügung stehen, damit der Vorgang parallel und zentral gesteuert werden kann
- Die Gesamtlast im Netz muss balanciert werden, um Lastspitzen aus Kostengründen zu vermeiden
- Die Ladung muss möglichst batterieschonend erfolgen
Die Reutlinger Stadtverkehrsgesellschaft hat aktuell 4 vollelektrische Busse im Einsatz. Die Flotte wird noch um weitere 4 Fahrzeuge ergänzt. Elektromobilität ist aktuell eines der meist diskutierten Themen im Öffentlichen Nahverkehr. Nicht zuletzt, weil sich mit Elektrofahrzeugen die politischen Ziele und gesetzlichen Vorgaben zur CO² Minimierung realisieren lassen – selbst im Winter.